Wanderung auf Elsheimers Spuren über Franken- und Römerwege 20.07.2012



Dass die Vorfahren des Malers Adam Elsheimer aus dem Ort Elsheim kommen und der Künstler dort seine Wurzeln hat, ist lange geklärt. Welcher Weg aber führte sie nach Wörrstadt? Auf einem 1200 Jahre alten vergessenen Handelsweg, vielleicht sogar einer Römerstraße mit reichem geschichtlichem Hintergrund, machte sich eine kleine Gruppe der AE-Gesellschaft e.V. auf die Suche.

Der Weg führte von Elsheim 1,5km über die ehemalige Römerstrasse und prähistorischen Fernweg Mainz-Bad Kreuznach zur Elftausend-Mägde-Mühle/Zollturm. Von dort ist noch im 18. Jahrhundert etwas versetzt der „Saulheimer Pfad“ am Naturschutzgebiet „Im Mayen“ vorbei (siehe Karte 1823-1850) und durch den wahrscheinlich im30jährigen Krieg untergegangenen Weiler „Hausen bei Elsheim“; nicht (Elsheimers-) Hausen nachgewiesen! Hier traf man auf den karolingischen und späterenkurpfälzischen Handelsweg von (Worms)Nierstein bzw. Alzey über Saulheim nach Ingelheim ( Hafen,Weinkran seit ca.1471). der schon 1391 als „Rinewech“(Rennweg) nachgewiesen wurde Auch dieser Weg lässt sich durch alte und neue Karten, mehrere Berichte (Prof. Dr. Franz Staab datiert ihn bis zur Römerzeit), sowie neuere und aktuelle luftarchäologische Erkenntnisse belegen und rekonstruieren und könnte auch die schnellste Verbindung für Kaiser, Könige und deren Boten zwischen den Pfalzen Ingelheim und Wimpfen oder nach Worms und Speyer in der Zeit von 800 bis 1300 gewesen sein (siehe weiter unten und bei Elsheim-Zollturm, sowie Wörrstadt).

Von „Hausen“ führte der leicht zu wandernde alte Renneweg, genau 3km südlich bis zur Straße Partenheim-Saulheim, dann kurz über den Jakobsweg Bingen-Worms, durch Weinberge, sehenswerte Biotope und dem vorbildlichen Naturschutzgebiet des Mühlbaches nach Wörrstadt zur dortigen Adam-Elsheimer-Straße (11.1 km). Er könnte ein schöner AE-Fernwanderweg oder Adam-Elsheimer-Rheinhessenweg werden, um regional an den Künstler zu erinnern. Eine Wanderung Elsheim-Mayen-Quellenbauch“ (4,5km) und auf halber Strecke nach Wörrstadt über den Spitzberg (Terroir-Route 3) und Stadecken zurück nach Elsheim ist sehr reizvoll und zu empfehlen (gesamt ca.9 km). 

Hans Klopp 

Blick von der Höhe bei Saulheim, Nähe Quellenbauch. Rechts hinten Elsheim                 Foto: Forth

v. lks: HG.Haase, Dr.Chr.Bona, H.Klopp, W.Hamm-Jertz, H.Ahles

War dieser Weg nicht nur eine Franken- sondern schon eine Römerstraße?

Franken bauten keine Strassen, sie übernahmen supersolide, fast unverwüstliche römische Straßen. Römer waren darin Meister, vermaßen und steckten Trassen ab, suchten stets kürzeste, flache und trockene Verbindungen. Das Selztal und Rheinhessen war von den Römern dicht besiedelt. Auf beiden Seiten des Rennwegs wurden viele römische Siedlungen gefunden, die eine Straße erforderten. Der Rennweg (im unteren Selztal „Rheinweg“) ist heute noch als breiter Feldweg vorhanden, auf Messkarten trotz Flurbereinigung und Änderungen über viele Jahrhunderte erkennbar und durch Luftarchäologie wie bei „Hausen“ nachweisbar.


In der karolingischen Zeit (751-965) war Ingelheim das Ziel von Straßenverbindungen aus dem Inneren Rheinhessens. So kam von Nierstein über Nieder Saulheim (siehe Karte) eine Straße, die sich bei Hausen (Elsheim) in eine westlich der Selz bis Ingelheim (Rheinweg) und Hafen Frei Weinheim (Steinweg) und eine östliche Straße gabelte. Die westliche führte wie eine moderne Umgehungsstraße (Rennweg) links der Selz auf konstanter Höhe an allen Siedlungen und Dörfern vorbei. Die östlich verband die einzelnen Dörfer. Es gab viele „Rennwege“ in Deutschland (z.B. der Rennsteig) und Frankreich, damit durch passende Abkürzungen Botschaften, Depeschen, Reiter, eilige Reisende, oder Waren schnell weite Strecken überwinden konnten.


Auf dem diagonalen Weg (Karte) konnten auch die Franken-, Salier- oder Staufen-Kaiser und -Könige des 8.-13. Jahrhunderts auf dem direkten und kürzesten Weg von der Kaiserpfalz Ingelheim nach dem Süden gelangen, ohne das kirchliche Machtzentrum Mainz, mit dem sie oft genug um ihre Macht kämpften, berühren zu müssen.


Siehe: „Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern, nördliches Rheinhessen“.

„Die beiden Ingelheim und Umgebung“ S48/49- „Auf Römerstraßen ins Mittelalter“ und „Luftbildarchäologie“