Adam Elsheimer 1578 - 1610
Einführung und Almanach
Weg der Vorfahren u. d. Malers von Elsheim bis Rom
Wer war der Frankfurter Schneidersohn Adam Elsheimer? Wo waren seine wirklichen Wurzeln? Wie war sein Lebensweg? In der ausgezeichneten Literatur über seine Werke ist fast nichts darüber zu finden, außer, dass seine Eltern von Wörrstadt in Rheinhessen kamen. Grund genug, eine nicht unwichtige Lücke von den Vorfahren aus Elsheim bei Mainz bis zu seinem zu frühen Tod und ehrenvoller Bestattung in der Basilika San Lorenzo de Lucina, der ältesten Kirche Roms (ein ungemein geschichtsträchtiger Ort), mit Respekt zu verfolgen.
Die durch die kurze Lebenszeit, die zeitaufwändige, penibelste Malweise und andere Umstände relativ wenigen Gemälde und Zeichnungen Adam Elsheimers sind in überaus großer Zahl in der Literatur seit 1860 auf das Genaueste wissenschaftlich untersucht und in entsprechender Fachsprache detailliert beschrieben. Der tiefe, klare Blick bis in die letzte Ecke des Hintergrundes der kleinen Kupfertäfelchen, war eine Revolution der gesamten Landschaftsmalerei. Elsheimers Bild Die Flucht nach Ägypten, als 1. Nachtbild mit Sternenhimmel und spiegelndem Mond war, wie auch das Motiv des Tobias, bald Kopie-Objekt fast der halben Zunft, bis hin zu Rubens und Rembrandt. Adam Elsheimer aber war unerreichbar! Kupferstecher Goudt, Mäzen und zwiespältiger „Freund“ verbreitete den Ruhm Elsheimers in ganz Europa. Elsheimer war ein unermessliches Geschenk für die Kunst.
Entstehung des Familiennamens ELSHEIMER
Seit 1951 ist dem Verfasser die Entwicklung der Familiennamen vom Vornamen (z.B. Karl der Große) über die Berufe (Müller, Becker etc.) und wegen deren Häufigkeit in jedem Ort schon Mitte des 11. Jahrhunderts die Verwendung des Herkunftsdorfes bekannt. Der „Schneider oder Müller“ aus Elsheim wurde so in Wörrstadt zur Familie der „Elsheimer“. Die frühe Verbreitung geänderter Namen in Dorfnamen sieht man auch
z. B. an dem Bürgermeister „Stadecker“ in Essenheim 1341, 250 Jahre vor Elsheimer. Stadecken und Essenheim sind Nachbarorte von Elsheim. (mehr, siehe Link: „Adam Elsheimer - Mit der Vergangenheit in die Zukunft Der Weg der AE-Vorfahren“ - Heimatjahrbuch 2014 v. Hans Klopp).
Wie die Vorfahren des Malers wirklich hießen, sollte mit DNA-Proben von 2 noch bekannten männlichen Nachkommen des Vaters Anthonius im Vergleich zu mehreren noch existierenden Familien aus dem 16. Jahrhundert des Dorfes Elsheim von der Universität Mainz geprüft werden (siehe Schreiben Uni Mainz). Namenforscher Prof. Dr. Jürgen Udolph von der Uni Leipzig (siehe Schreiben Dr. Udolph) ist daran genauso interessiert, wie die beteiligte Bevölkerung von Elsheim. Prof. Dr. Udolph bestätigte am 6.6.2010 die Information von 1951 der frühen Namensänderung in „Elsheimer“. Das Endergebnis steht leider noch aus.
Wenn Du groß bist, kümmere dich um den Maler.
Ebenfalls 1951 sagte ein Kunstlehrer des Gymnasiums dem Verfasser, dass aus Elsheim der größte deutsche Barockmaler stamme. Er sei hauptsächlich leider nur der Fachwelt bekannt, weil seine einmaligen, jedoch meist nur ca. DIN A4-großen Bildnisse vom normalen Museumsbesucher übersehen, nicht beachtet oder gewürdigt werden. „Kümmere dich als Elsheimer um den Maler, wenn du älter bist.“
Die 1. große und lange vorbereitete Adam-Elsheimer-Ausstellung im Städel
1966 gab es im Städel in Frankfurt am Main die erste große Ausstellung für Adam Elsheimer. Von 101 gezeigten Gemälden und Zeichnungen waren nur 20 von Elsheimer. Bei der Gloriole des „Frankfurter Kreuzes“, der größten Arbeit des Künstlers, fehlten noch 5 der 6 Seitenbilder. Das letzte wurde erst 1981 in Australien gefunden und ersteigert. Die Ausstellung bezog sich von Dürer über Uffenbach (Lehrer von AE) bis Rubens und Rembrandt und zeigte vor allem viele Kopien von Schülern und Kollegen Elsheimers. Die vielen Nachahmungen machten deutlich, wie hoch die damalige Malergilde um 1600 die einfühlsamen und so ungemein exakten Details des Malers bis in den letzten vielschichtigen Hintergrund, die mit feinstem Brokat bekleideten einzelnen Personen, vor allem die poetischen Nachtbilder (die Flucht etc.) erkannten, schätzten, nachmalten – ihn aber nie erreichten. Der so erfolgreiche Rubens schrieb dies zum Tod Elsheimers in bewegenden Worten. Es war deshalb in Frankfurt vor allem eine vergleichende Ausstellung mit vielen Künstlern seiner Zeit, die neben der neuartigen Nacht- und Hell-Dunkel-Malmethode des Malers Adam Elsheimer die Kunstwelt um 1600 wie heute in Staunen und Aufregung versetzte. Elsheimer setzte erkennbar neue internationale Maßstäbe. Der Verfasser tauchte zum ersten Mal richtig ein in die wunderbare Welt des Adam Elsheimer.
Sie müssen das fortsetzen – unbedingt!
Pfingsten 1968: Der Verfasser war beauftragt, zwei bekannten Persönlichkeiten Dom und Stadt Speyer sowie Schloss und Stadt Heidelberg zu zeigen. Es führte letztlich zu einem langen Gespräch über den Maler Adam Elsheimer. Höchst erstaunlich, was sie alles wussten und vom Verfasser ultimativ forderten, unbedingt für den Maler, aber auch für Elsheim aktiv tätig zu werden. Es war nach dem Museum der endgültige Start in eine lebenslange Reise für den Maler und den Ort. Die vielen informativen Gespräche mit durchweg erstaunten Kunsthistorikern, besonders über ein Strassenmuseum mit vergrößerten Details (siehe unten: Zwei wichtige Ideen) bestimmten das weitere Handeln.
Eine Malerpalette 1971 als erstes Zeichen in Elsheim für den Malerfürsten
1971 wurde in dem neu erbauten Gemeindezentrum Haus Mauritius in Elsheim ein 4-teiliger Wandfries aus Kupfer erstellt und erstmalig eine Malerpalette als Hinweis auf den Künstler mit Wurzeln in diesem Ort mit anderen Denkmälern (Krypta 11. Jhd., Bischofstäbe, Landkarte, Zollruine Selz-Übergang, 11.000-Mägde-Mühle, etc.) gezeigt. Davor musste lange Überzeugungsarbeit erfolgen. Siehe bei "von Elsheim bis Rom" dort unter Abb. 1 und (mehr) dieser Hommage an den Künstler Adam Elsheimer.
1973 suchte der Verfasser in der Basilika San Lorenzo in Lucina in Rom zum ersten Mal, leider erfolglos, nach dem in der Literatur beschriebenen Grab von Adam Elsheimer. Man kannte weder den Künstler noch das Grab in der Kirche. Es begann die große Reisezeit durch Deutschland und halb Europa, beginnend mit der Eremitage in St Petersburg (Bild Hl. Christophorus) um möglichst viele von Elsheimers Kreationen im Original kennenzulernen. Besonders in England war eine große Bekanntheit, ja Liebe, feststellbar. Man brachte Lupen, damit Besucher möglichst gut diese hohe Qualität und fein herausgearbeiteten Details bis in die letzten vernebelt erscheinenden Waldstücke gebührend erkennen und würdigen konnten. Ein riesiger Unterschied gegenüber Deutschland. Es ist festzuhalten, dass es 2006 in London und Edinburgh zwei Elsheimer-Ausstellungen (wie in Frankfurt) gab. 2021 schrieb eine spanische Forschergruppe eine Zeichnung dem Künstler zu. Die Artikel in spanisch (deutsche Übersetzung) und englisch finden Sie unter Literatur.
1976 hat Frau Prof. Dr. Anna Ottani Cavina, Universität Bologna, erstmals Herrn Dr. Andreas Thielemann, Max-Planck-Gesellschaft für Kunstgeschichte, Rom, auf die wissenschaftliche Bedeutung des Malers und seinem Oefre besonders hingewiesen. Dr. Thielemann veröffentliche 2008 im Buch "Adam Elsheimer in Rom" die `Römischen Studien der Bibliotheka Hertziana und erarbeitete unermüdlich mit dem Künstler Giovanni Gianese die Gestaltung eines Epitaphs zu Ehren Adam Elsheimers zu seinem 400. Todestags in der Basilika San Lorenzo in Lucina. Am 26. Mai 2010 gründete Dr. Thielemann das "Adam Elsheimer Jahr" in der Accademia di San Luca in Rom. (siehe Rom)
Zwei wichtige Ideen
Die wenigen Bilder des Künstlers sind in vielen Museen Europas verstreut, ein Großteil in England und Schottland. Die Kleinheit der Bilder verhinderten leider das gebührende Interesse der Besucher, die inzwischen recht umfangreiche Literatur, beginnend schon 1846 mit Joh. David Passavant, (Maler, Kunsthistoriker, seit 1840 Städel "Inspektor") erreicht meistens nur die interessierte Fachwelt. Es war sehr früh klar: Nur enorme Vergrößerungen der winzigen, aber großartigen Details kann das Interesse der breiten Öffentlichkeit wecken. Aber weil dies in Museen nicht möglich ist, empfahl der Verfasser schon früh in mehreren Vorträgen 1976/78, im Ort Elsheim ein Adam-Elsheimer-Strassenmuseum und um den Ort einen Adam-Elsheimer Panoramaweg mit Gemälden des Künstlers an geeigneter Stelle große Detailvergrößerungen, damit der Betrachter erstaunt stehen bleibt. Eine Eingabe an die Gemeinde erfolgte im November 2008. Die unvergessene Kunstlehrerin Annette Boltz griff 2009 die Erkenntnis auf, dass nur maximale Vergrößerung kleiner Ausschnitte die unerreichte Kunst des Malerpoeten dem Laien offenbart. Den bebilderten Weg um Elsheim gibt es seit 2013 mit 6 km Länge. Das von allen Kunsthistorikern befürwortete Straßenmuseum wartet auf Realisierung.
Man muss heute Museen anders denken und konzipieren!
Diese bemerkenswerte Erkenntnis sagte und schrieb Max Hollein 2024 in New York. Er war 2006 Direktor des Städel Kunstinstitutes in Frankfurt am Main und ist seit 2018 Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York City. Es ist eine Bestätigung der Thesen des Verfassers von 1976/78, besonders in Bezug auf die ausnahmslos kleinen Kostbarkeiten des Malkünstlers Adam Elsheimer, weil dadurch sein Bekanntheitsgrad so nachhaltig verhindert wird.
Die umfangreiche Fachliteratur ist für Kunsthistoriker zwar eine wahre Fundgrube, aber für manchen Museumsbesucher sehr wissenschaftlich und speziell. Dies und die Kleinheit der Werke hat der ehemalige Direktor vom Städel, Max Hollein, in seinem Vorwort zum Katalog 2006 „IM DETAIL DIE WELT ERKENNEN“ (Seite 6) erkannt und den ungenügenden Bekanntheitsgrad des Künstlers sehr bedauert. Wie kann man das ändern? Eine gemeinsame Aktion aller Museen, die Gemälde, Zeichnungen und Radierungen des Malers haben, müsste möglich sein, ist notwendig und so wichtig. Kultusministerien, Universitäten, Schulen, Volkshochschulen, Kunstvereine, Kunstverlage, die Presse müssten in konzertierten Aktionen motiviert werden. Nicht nur: Einer (AE) für Alle, ... sondern auch: Alle für Einen! Viele Ideen für ein gutes Marketing sind deshalb gefragt.
Romreisen zur Eröffnung des Elsheimer Jahres 2010 und Installation des Epitaphs
2010: Am 26. Mai 2010 wurde durch Dr. Andreas Thielemann, Direktor der Hertziana und Max-Planck-Gesellschaft für Kunstgeschichte in Rom in den Räumen der Accademia di San Luca, in denen Adam Elsheimer 1606 zum Mitglied ernannt wurde, das „Adam Elsheimer Jahr in Rom“ ausgerufen. Im Dezember kam eine große Gruppe aus Elsheim/Rheinhessen und Wiesbaden zu den Feierlichkeiten an seinem 400. Todestag (siehe Rom).
Die sehr guten Verbindungen des Verfassers von Anfang an nach Rom ermöglichten der Reisegruppe aus Elsheim/Rhh/Wiesbaden, am Samstag, den 10.12.2010 eine private Besichtigung außerhalb der Besucherzeiten in der von Michelangelo so einmalig ausgemalten Sixtinischen Kapelle (Ort der Konklaven), eine Führung in den Vatikanischen Museen, ein Besuch des Goethehauses vor den Feierlichkeiten und die Enthüllung des Epitaphs in der Basilika San Lorenzo in Lucina. (siehe unter Rom bei Basilika San Lorenzo, Siehe Romreise 10-12.12.2010_Dieter Becker.pdf
Ein außergewöhnlicher Tag voller Erlebnisse.
Dieser private Besuch in der Sixtina um 8 Uhr vor der Eröffnung um 9 Uhr war umso bedeutsamer, weil jährlich bis zu 7 Millionen (!) Menschen diese weltweite Einmaligkeit sehen wollen. Die Sprachenvielfalt in dem ständig überfüllten Raum stört dabei extrem ein Verstehen der Erklärungen zu Michelangelo und den einzelnen weltbekannten Gemälden. Dem konnten wir Dank Domdekan Prof. Dr. Eugen Kemper, ein ausgewiesener Kunstexperte, der die Führung persönlich vornahm, entgehen. Ihm sei nachträglich sehr herzlich für diese Bevorzugung gedankt.
Sixtinische Kapelle
St-Petersdom, innen
Vatikanische Museen, Decke
Grabplatte Leo 13.
Vatikanische Museen, Elsheimer Gruppe
Ein besonderer Dank gebührt dem Bläserquintett BBQ aus Stadecken-Elsheim, das eigens nach Rom reiste, um den Feierlichkeiten in der Basilika und der Einladung der Deutschen Botschaft, die in die Räume der Max-Planck-Gesellschaft für Kunstgeschichte bat, einen besonderen musikalischen Rahmen zu geben. Die Feier endete erst um 23 Uhr mit der BBQ auf der Spanischen Treppe (Foto unter Rom).
Eine Hl. Messe am nächsten Morgen am Petrusgrab in den Grotten des Peterdoms durch den Domherrn von St. Peter, Herrn Prälat Prof. Dr. Eugen Kemper war für die Reisegruppe der Abschluss einer würdigen Feier zum 400. Todestag des Malers Adam Elsheimer. Herzlichen Dank an Herrn Prof. Dr. Kemper für die vielen Verbindungen und Kontakte der ganz besonderen Art.