Dr. E. Emmerling, Ingelheim: „Es ist jedenfalls mit das interessanteste Baudenkmal im ganzen Selztal …“
Krypta in Elsheim - Hauptraum - Dies sind die ältesten baulichen Zeugnisse, bald 1000 Jahre alt (s.Text)
Monstranz-Nische im Hauptraum der Krypta
Krypta, frühmitttelalterlich (11/12. Jahrhundert), in achsialer Verlängerung zur barocken kath. Walpurgis-Kirche in der Dorfmitte von Elsheim, 1951 im Erdgeschoss eines alten Wohnhauses von Dr. Emmerling (Ingelheim) entdeckt. 1973 wurde die Krypta mit dem zum Abbruch vorgesehenen, um 1550 über der
Krypta erbauten schmalen Giebelhaus von der kath. Kirche erworben und unter Anleitung mühevoll von Gemeindemitgliedern restauriert. Seit 1975 wird dieses Kleinod wieder als Kapelle für gelegentliche Gottesdienste und besondere Anlässe genutzt. Im Vorraum der Krypta befindet sich ein Kunstwerk des Licht-Künstlers W. Mühlum-Pyrapheros.
Dr. E. Emmerling schreibt am 25.01 70 an das Landesamt für Denkmalpflege: „Es ist jedenfalls mit das interessanteste Baudenkmal im ganzen Selztal und entspricht im kleinen Ausmaß etwa der Krypta der Basilika St. Martin in Binger.“(793) Sie besteht aus zwei Räumen, einer mit Kreuzgratgewölbe mit Wandnische als Sakramentshäuschen, ein anderer mit Tonnengewölbe und einer Wandnische. Ein Türschlussstein von 1766 lässt die Nutzung als Sakralraum mindestens bis ins 18. Jahrhundert, auch noch nach dem Bau der 1747-51 erbauten Barockkirche, vermuten.
Schon 1184 ist eine St. Walpurgiskirche, die dem Archidiakonat des Heiligkreuzstiftes bei Mainz unterstand (Rita Otto/Dr.Emmerling) in einer Urkunde des Mainzer Erzbischofs Konrad von Wittelsbach erwähnt. Franz Staab vermutet ein ehemals dazugehörige Klosterkirche von Ingelheimerhausen, auch die Augustinerinnen werden genannt. Sehr selten haben dörfliche Kirchen eine Krypta vorzuweisen. Voraussetzung für den Bau einer solchen ist seit altchristlicher Zeit das Grab eines Heiligen, eine entsprechenden Reliquie oder z.B. eine klösterliche Anlage. Hans Schaufuß ging ohne Wissen eines späteren umfangreichen Gräberfundes am Berg aus der Frankenzeit zu Recht davon aus, dass schon früher hier eine Kirche stand. Nach dem 2007 im oberen Dorfbereich 14 Gräber aus der 5-7 Jahrhundert gefundenen wurden, vermuteten Archäologen dort (siehe im Haupttext) „mehrere hundert merowingische und fränkische Gräber und ein viel älteres Elsheim“! Die seelsorgliche Betreuung lässt deshalb lange vor der vorl. Datierung der Krypta eine entsprechende Kirche im Dorfkern (über oder in der Nähe der Krypta) erwarten.
Zu der frühen Datierung der bauähnlichen Krypta in Bingen (793), dem merowingischen Gräberfund (in vermutetem größeren Ausmaß) aus dem 5/6 Jhdt. und die durch die römische Strassenkreuzung siedlungsbegünstigte Lage wird man eine Existenz von Elsheim nicht erst ab dem 11. sondern bereits seit dem 5-7 Jahrhundert annehmen dürfen. Alte, früher nicht berücksichtigte Unterlagen, könnten jetzt zusätzlich zur Rückdatierung der Dorfgründung Bedeutung erlangen.
Wertvolle Ohrmuschel-Kirchenbänke mit prachtvoll geschnitzten Wangen, überzogen mit Knorpelund Arkanthuswerk, ca. um 1730, renoviert 1994, stammen noch aus der alten simultanenWalpurgiskirche an der sog. Kirchenbrücke nach Stadecken.
Kath. Walpurgiskirche im einfachen barocken Stil, erbaut 1747-1751, nach Auszug aus der alten simultanen Kirche an der Selz, die 1760 nach dem Bau der ev. Paulskirche im Ortskern ganz aufgegeben wurde. Die kath. Kirche hat außer den Ohrmuschelbänkensechs bemerkenswert schöne Fenster und viele Figuren.
Die ev. Pauls-Kirche zeigt auf den Glasfenstern Bildthemen aus dem neuen Testament und Textstreifen von Martin Luther.
Die Kirche ist mit dem schönen gepflegten Katharina-von-Bora-Park umgeben.
Ev. Paulskirche, erbaut 1760-61. Die von 1589 bis 1760 benutzte Walpurgis-Simultankirche an der Kirchenbrücke wurde 1760 ganz aufgegeben.
Sandstein-Portal der ev. Kirche
mit zweigeteilter geschnitzter Rokoko-Tür