Die Fama, 15,0x19,1cm
Kunsthalle Karlsruhe, Kupferstichkabinett
Adam Elsheimers Lebensmotto?
Der Mehr nach kunst Vnd Ehren stelt
Dann nach dem Reichtumb diesser weltt
Des selben Lob wirdt aller Zeitt
Von der Fama weitt außgebreitt
Adam Elsheimer
Die Zeichnung gehörte zu einem Klebeband des Strassburger Künstlers
Friedrich Brentel (1580-1651). Adam Elsheimer hatte engen Kontakt zu beiden niederländischen Malern Coninxloo in Frankenthal und reiste 1596 nach Strassburg zu Glasmaler Vettel d.Ä. Hier könnte die Fama entstanden sein.
Die Fama und die Literatur dazu.
In dem Werk teilt uns der junge, auf der Wanderschaft befindliche Malergeselle Adam Elsheimer seine idealistische uneigennützige Haltung, seinen Verzicht auf besonderen Gewinn zu Gunsten eines nichtmateriellen Nachruhms und die Hoffnung, dass seine Kunst „von der Fama auf geflügelte Weise schnell verbreitet werde“ mit. Die Literatur berichtet über die Fama (Phene) mehr Negatives:
In der griechischen Mythologie entspricht die „Fama“ der Göttin Pheme, (steht für Gerücht, Hinweis, Anmutung, Vorzeichen, Omen und Hoffnung).
- Homer gab ihr schon sehr früh die doppelte Bedeutung des Gerüchts und des Ruhms.
- Herodot bezeichnete sie als „Wesen des Gerüchts, der (üblen) Nachrede, des (schlechten) Rufs“.
In der römischen Mythologie ist die Fama Gottheit und Personifikation des Gerüchts, der (üblen) Nachrede, allgemein des Rufes (auch des Ruhmes, dann aber mehr als „Gloria“).
- Ovid und das Alte Testament lassen sie als Botin von Lüge und Unwahrheit auftreten.
- Vergil schildert sie als „grauenvolles Geschöpf, mit Federn, plappernden Mündern, dessen Kräfte im Umlauf wachsen“ – weniger als positives Wesen.
- Goethe hat sie als „eifersüchtige Urheberin des Verrufs“ bezeichnet.
Das sind überwiegend keine schmeichelnden Worte. Die Fama eignete sich folglich nicht unbedingt zur Verbreitung von positiven oder idealistischen Vorstellungen. Elsheimer hat das als junger Wandergeselle sicher (noch) nicht gewusst. Bei seiner Genauigkeit und seinem selbstkritischem Wesen hätte er seine eindeutige Aussage wahrscheinlich nicht unter dieses Motiv geschrieben. Seine Gutgläubigkeit sollte ihm später Nachteile bringen.